Nonverbale Kommunikation mit Hunden – das musst du wissen

Auch wenn wir gerade unserem Hund eigentlich nichts mitteilen möchten und gar nicht mit ihm sprechen, kommunizieren wir doch nonverbal mit ihm, meistens unbewusst. Denn Hunde sind wahre Meister der nonverbalen Kommunikation. Warum das manchmal zu Problemen führt und was das für dich sowie das Zusammenleben und Training mit deinem Hund bedeutet, liest du in diesem Artikel.

Hund sitzt vor seinem Besitzer und bekommt ein nonverbales Signal
Hunde verstehen Menschen auch ohne Worte

Was ist nonverbale Kommunikation?

Wie auch der Mensch besitzt der Hund fünf Sinne, die er allesamt für die Kommunikation nutzt. Das sind:

  • Hören (akustische Kommunikation)
  • Sehen (optische Kommunikation)
  • Tasten (taktile Kommunikation)
  • Riechen (olfaktorische Kommunikation)
  • Schmecken (gustatorische Kommunikation)

Unter nonverbaler Kommunikation wird das zusammengefasst, was eben nicht auf verbaler Ebene über Sprache bzw. Worte kommuniziert wird. Dazu gehören Gesichtsausdruck (Mimik), Körperbewegung und -haltung (Gestik), Berührungen (Taktilität), Blickverhalten, Emotionen sowie auch die räumliche Distanz. 

Widersprüchliche Signale als häufige Fehlerquelle

Aufgrund ihrer ausgeprägten und feinen Sinne sind Hunde sehr gut darin, diese nonverbalen Signale, die der Mensch bewusst oder unbewusst sendet, zu lesen. Schwierig wird es für sie erst, wenn diese im Widerspruch zu den verbalen Signalen stehen, die der Besitzer in einer bestimmten Situation sendet. Wenn du zum Beispiel deinen Hund mit dem gelernten Rückruf-Signal zu dir rufst, dann jedoch eine dazu nicht übereinstimmende Körperhaltung einnimmst, wird dein Hund irritiert sein. Richtig wäre, wenn du ihm nun Raum gibst, doch wenn du auf ihn zugehst nimmst du ihm Raum. Das führt dazu, dass er genau das Gegenteil von dem tut, was du eigentlich von ihm erwartest. Du denkst dann vielleicht, dass dein Hund nicht (mehr) auf dich hört. Dabei folgt er lediglich deiner Körpersprache anstatt deinem gesprochenen Wort, denn diese bevorzugt er, weil sie seine Sprache ist.

Frau gibt ihrem Hund ein Handzeichen
Hunde ziehen Körpersprache dem gesprochenen Wort vor

Stimmungsübertragung in der nonverbalen Kommunikation

Auch die Stimmungsübertragung vom Menschen auf den Hund verursacht oft Probleme. Denn da dein Hund alle Signale wahrnimmt, die du sendest, reagiert er auch dementsprechend. Und wenn du, wahrscheinlich unbewusst, beispielsweise über deine Mimik und über deinen Tonfall rüberbringst, dass du miese Laune hast oder gestresst bist, wird dies auch von deinem Hund wahrgenommen. Deine schlechte Stimmung versetzt deinen Hund in Stress und genauso verhält er sich dann. Er setzt deine verbalen Signale womöglich erst nach dem x-ten Mal um oder hört gar nicht. 

 

Auch das Gegenteil kann der Fall sein. Du strahlst förmlich vor lauter guter Laune und alles klappt wie am Schnürchen. Dein Hund hört wie der beste Schüler der Hundeschule und setzt deine Signale quasi schon um, bevor du sie ausgesprochen hast. 

 

Das alles kommt dir wahrscheinlich bekannt vor – und ist natürlich kein Zufall, sondern einfach die Folge der nonverbalen Kommunikation zwischen euch.

Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche nonverbale Kommunikation

Eine Grundvoraussetzung, um mit deinem Hund auch auf nonverbaler Ebene erfolgreich zu kommunizieren, ist, dass du für deinen Hund ein verlässlicher Partner bist. Das heißt, du solltest euren Alltag durch Rituale etc. so strukturieren, dass ein geregelter Tagesablauf entsteht. Denn Hunde sind generell Gewohnheitstiere und können sich besser auf Umstände einlassen, wenn diese für sie berechenbar sind. Konsequentes Verhalten deinerseits führt dazu, dass dein Hund weiß, wie du in bestimmten Situationen reagierst. So gibst du ihm Sicherheit und bist ein vertrauenswürdiger Partner.

 

Ein zweiter wichtiger Schritt für eine gute nonverbale Kommunikation ist, dass du auf deine eigene Stimmung achtest. Vor allem vor dem Umgang mit deinem Hund, zum Beispiel vor dem Training oder vor dem Spaziergang, solltest du bewusst Stress und negative Gedanken zurücklassen. Konzentriere dich auf deinen Hund und auf die schöne Zeit, die ihr gemeinsam verbringen werdet. Atme tief durch, tue etwas oder sieh dir etwas an, dass dir zu guter Laune verhilft. Das kann ein bestimmtes Lied sein, ein persönliches Foto oder was auch immer. 

Die nonverbale Kommunikation mit dem Hund bewusst einsetzen

Als Einstieg in die bewusste nonverbale Kommunikation hilft es meist, mit einer zweiten Person oder vor dem Spiegel die eigene Körpersprache zu analysieren. Wie wirken bestimmte Bewegungen oder wie kannst du deine Absicht durch eine Geste verdeutlichen? Das kann dir am Anfang etwas schwierig vorkommen, doch nach kurzer Zeit wirst du dich an die deutlichen körpersprachlichen Signale gewöhnen.

 

Auch ist es wichtig, dass du weißt, was bestimmte nonverbale Signale in der Hundesprache bedeuten. Zum Beispiel laufen Hunde in friedlicher Absicht nie frontal aufeinander zu. Das kann beim Gegenüber – auch zwischen Mensch und Hund – bedrohlich wirken und eine entsprechende Reaktion hervorrufen. Ebenso das Über-den-Hund-beugen oder ein starrer Blick in die Augen können unerwünschte Folgen haben.

 

Weiterhin ist für Hunde die Raumverwaltung eine wichtige Art der Kommunikation, um Artgenossen Grenzen aufzuzeigen. Auch du kannst sie nutzen, um bei Bedarf deinem Hund zu sagen, dass er das Hochspringen an dir, anderweitigen Körperkontakt oder zu viel Nähe unterlassen soll, und so deine Führungsrolle durchzusetzen. 

 

Wenn du nun mit deinem Hund üben möchtest, kannst du gut mit dem Rückruf beginnen. Versuche, deinem Hund ohne Worte zu verdeutlichen, was du von ihm möchtest. Die Aussprache des Namens deines Hundes oder andere angelernte Signale wie Handzeichen sind dabei nicht erlaubt. Benutze nicht nur deine Körperbewegung oder -haltung und räumliche Distanz, sondern auch feinere Signale wie deinen Blick oder Gesichtsausdruck. Wenn du beispielsweise möchtest, dass dein Hund in eine bestimmte Richtung geht, dann wende deinen Blick in diese Richtung und leite ihn mit einer entsprechenden Armbewegung.

Zwei Hunde beschnüffeln sich
Hunde kommunizieren nicht nur durch Körpersprache, sondern auch durch Riechen und Schmecken

Die nonverbale Kommunikation mit deinem Hund vertiefen und verbessern

Wenn du eine Zeit lang konsequent auf deine nonverbalen Signale achtest, wirst du mit großer Wahrscheinlichkeit eine viel bessere Wahrnehmung sowohl für deine als auch die Körpersprache deines Hundes etc. bekommen. 

 

Auf meinem Training-Walk zum Thema nonverbale Kommunikation beschäftigen wir uns außerdem ca. 60 bis 90 Minuten lang nur damit, wie du dafür sorgen kannst, dass dein Hund dich auch ohne Worte versteht. Bei einem stillen Spaziergang, also ohne mit dem Hund zu sprechen, wenden wir einige nonverbale Signale an, so dass ihr beiden das Gelernte direkt umsetzen könnt.

 

So werdet ihr schnell ein noch besseres Team, das sich auch ohne große Worte versteht.